Ein Studienabbruch ist eine Herausforderung. Ein Schritt, den man spontan gehen kann, oder sich über Monate den Kopf zermatert. Bei den Studienabbruchquoten in Deutschland zeigen sich große Unterschiede zwischen den Zahlen an Fachhochschulen und Universitäten.

Während an Fachhochschulen Abbrüche bei Bachelorstudenten*innen von 25 auf 23 Prozent und bei Masterstudenten*innen von 19 auf 13 Prozent zurückgingen, verblieb die Abbrecherquote an Universitäten im Bachelorstudium bei 32 Prozent und im Masterstudium bei 19 Prozent. Diese Differenzen ergeben sich sowohl aus den jeweiligen Studienbedingungen als auch aus den unterschiedlichen Fächerprofilen der tertiären Bildungseinrichtungen. Die höchsten Abbrecherquoten weisen naturwissenschaftlich-mathematische und geisteswissenschaftliche Studienbereiche auf. (vgl. Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, 2020)[1]

WANN IST EIN STUDIENABBRUCH SINNVOLL?

Ein Studienabbruch kann durchaus die richtige Entscheidung sein, um die akademische bzw. berufliche Zukunft auf die richtige Spur zu lenken. Dabei ist die Entscheidung für einen Abbruch keine leichte und geht für die meisten Studierenden mit Zweifeln einher. Wie reagiert mein Umfeld darauf? Wirkt sich diese Unebenheit in meinem Lebenslauf und auf die Jobsuche aus? Wie beeinflusst Personaler*innen der Studienabbruch? Bei allen Fragen, die Ihnen im Kopf herumschwirren, machen Sie sich bewusst, warum Sie mit Ihrem Studium unzufrieden sind, was die Gründe dafür sind, dass Sie sogar abbrechen möchten.

MÖGLICHE GRÜNDE FÜR EINEN STUDIENAABRUCH
  • Andere Vorstellungen
    „So habe ich mir das Studium nicht vorgestellt.“ Kommt Ihnen dieser Satz bekannt vor? Vielleicht haben Sie andere Fächer innerhalb Ihres Studiums erwartet. Vielleicht wird Ihnen klar, dass das theoretische Studium an sich nicht zu Ihnen passt, und Sie sehnen sich nach mehr Praxisbezug oder einer praktischen Ausbildung.
  • Interessen haben sich geändert
    Während der Schulzeit waren Sie Feuer und Flamme für einen bestimmten Fächerbereich und haben sich dementsprechend für das Studium entschieden. In den Vorlesungen merken Sie jetzt jedoch, dass das Themengebiet Sie nicht in all seiner Gänze interessiert. Oder Ihr Interesse gilt nun einem ganz anderem Themenschwerpunkt und Sie haben erkannt, dass Sie Ihre berufliche Zukunft ganz anders gestalten möchten.
  • Private Gründe
    Das Leben lässt sich nicht vorhersehen. Leider treffen Schicksalsschläge manchmal aus heiterem Himmel ein, die Sie zu unerwarteten Entscheidungen, Pausen oder Umwegen zwingen. Das sollte Ihnen aber durchaus kein schlechtes Gewissen machen. Im Gegenteil. Das Leben ist nicht linear. Sie werden immer wieder an Grenzen stoßen und Situationen durchleben, wo Flexibilität hilfreich ist.

Was auch immer Sie primär zu der Überlegung eines Studienabbruchs geführt hat, schenken Sie dieser inneren Stimme Aufmerksamkeit. Nehmen Sie sich Zeit, zu reflektieren und setzen Sie sich intensiv mit Ihrem Studium und sich selbst auseinander. Finden Sie während der Vorlesungszeit dafür keine Ruhe und sehnen sich nach Abstand, dann machen Sie eine Pause. Sie können auch etwas Abstand gewinnen, indem Sie ein Urlaubssemester und/oder einen Auslandsaufenthalt, in Erwägung ziehen.

REFLEKTIEREN UND STRUKTURIEREN SIE IHRE SITUATION

Stellen Sie sich u.a. folgende Fragen und gehen Sie dabei in die Tiefe:

  • Warum habe ich mich anfangs für ein Studium allgemein und dann für das konkrete Studienfach entschieden?
  • Interessiert mich mein Studienthema außerhalb der Vorlesungen?
  • Gibt es Vorlesungen, die ich gerne besuche? Welche und warum?
  • Was sind die größten Störfaktoren für mich? Welche Maßnahmen kann ich treffen, um diese zu beseitigen?
  • Wie möchte ich meine berufliche Zukunft gestalten?
  • Bietet mein aktuelles Studium eine Grundlage für meine angestrebte Lebensvorstellung?
  • Habe ich klare Ziele, die ich nach dem Abbruch umsetzen möchte? Welche?
  • Habe ich öfter Phasen, in denen ich alles „hinschmeißen“ möchte und bin später glücklich, es doch nicht getan zu haben?
  • Habe ich Versagensängste? Empfinde ich den Leistungsdruck als zu hoch?
  • Stimmt meine Study-Life-Balance?
ENTSCHEIDEN SIE EINEN STUDIENABBRUCH NICHT ALLEINE

Ziehen Sie Vertrauenspersonen hinzu oder wenden Sie sich an die (Fach-) Studienberatung Ihrer Hochschule. Bei persönlichen Themen ist die Psychosoziale Studierendenberatung an Ihrer Hochschule eine wertvolle Anlaufstelle.
Entscheiden Sie sich für einen Studienabbruch, sehen Sie diesen nicht als Niederlage, sondern als Zugeständnis an Ihre Person, Bedürfnisse und Zukunftsvorstellungen. Ein Richtungswechsel erfordert viel Mut meist mehr als sich dem eingeschlagenen Trott weiter unterzuordnen.

Auch wir von der allaboutstudents Studienberatung stehen Ihnen bei der Entscheidungsfindung zur Seite.
Wenden Sie sich gerne an uns – wir unterstützen Sie dabei, den für Sie passenden Weg zu finden!

[1] Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (2020), Brief 03/2020: Die Entwicklung der Studienabbruchquoten in Deutschland